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Dessau-Wörlitzer Gartenreich - Weltkulturerbe für die UNESCO

Rund eine Autostunde von Berlin entfernt liegt zwischen Coswig, Oranienbaum und Dessau an der Elbe eine kunstvoll geformte Gartenlandschaft mit Alleen, Obstanlagen, Wiesen, Parks, historischen Bauwerken, Deichen und Gewässern.

Über die A9, Abzweig Coswig fährt man über die Bundesstraße 7 durch die Kleinstadt Coswig vorbei an einzelnen Fachwerkhäusern und verfallenen Schlossbauten. Folgt man der Beschilderung erreicht man ohne Probleme die Gierfähre, die den Ausflügler mit Fahrrad oder Auto in fünf Minuten über die Elbe bringt.

 

Auf der anderen Stromseite lädt das im Mai restaurierte Gasthaus Elbterrasse mit dem Blick auf das Wasser zu einer Pause ein. Müde Ausflügler können hier auch übernachten.

Unterwegs nach Wörlitz begegnet man links und rechts der Straße auf den gut ausgeschilderten Radwanderwegen zahllosen Fahrradfahrern und Spaziergängern. Man überquert fast unbemerkt die Flieht, einen idyllischen Bach mit Seerosen, und ist mittendrin in der Kulturlandschaft Gartenreich Dessau-Wörlitz. Die holprige Straße führt durch Wiesen und Felder vorbei an einem barocken Forsthaus, dann einem Palmenhaus. Im Hintergrund zwischen Bäumen versteckt erkennt man das Gotische Haus mit unzähligen Türmchen auf dem Dach. So geht der Weg direkt nach Wörlitz.

Die Barockstadt Oranienbaum in der Nähe von Dessau

Rund vier Kilometer hinter Wörlitz auf der Bundesstraße 107 Richtung Dessau erreicht man Oranienbaum, ein Marktstädtchen mit barockerem Äußeren. Gegenüber dem Marktplatz steht eingebettet in eine Gartenanlage das Schloss der Fürstin Henriette Catharina von Nassau-Oranien (1637 - 1708), einer Schwester der Kurfürstin Louise Henriette von Brandenburg, deren Schloss in Oranienburg steht.

Henriette Catharina hatte das Schloss in Auftrag gegeben und so wurde 1683 der Grundstein gelegt. Die eingeheiratete Kurfürstin gründete in Oranienbaum eine kleine, holländisch inspirierte Residenz. Das Gebäude entstand in einer barocken Erstanlage und diente Henriette zunächst als Sommersitz und nach dem Tod ihres Gemahls, Fürst Johann Georg von Anhalt-Dessau (1627 - 1693), als Witwensitz. Der ursprüngliche Charakter der Parkanlage blieb allerdings nur etwa 100 Jahre erhalten. Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740 - 1817) liebte als Fürst der Aufklärung naturnahe Gärten und ließ das Konzept überarbeiten. Die Anlage wurde mit der gestalteten Landschaft der Umgebung verbunden. Der restaurierte Chinesische Garten zählt heute zu den wenigen erhaltenen europäischen Beispielen jener Gartenkunstrichtung, die von dem englischen Gartentheoretiker William Chambers (1726 - 1796) beeinflusst sind.

 
Nur wenige Schritte neben dem Marktplatz befindet sich das ehemalige Fürstliche Witwenhaus, das heute kaum noch zu erkennen ist. 300 Jahre, Weltkrieg und eine längere Zeit als Feierabendheim hatten ihre Spuren hinterlassen. 1997wurde das baufällige Haus an einen privaten Eigentümer verkauft.

 
Die Barockkirche an der Brauerstraße zeugt vom Einfluss der Reformation in Sachsen-Anhalt. 1517 hatte Luther seine 95 Thesen veröffentlicht und 1522 mit seiner Predigt in Zerbst den Beginn der Reformation in Gesamt-Anhalt eingeläutet. Die äußerlich eher schmucklose Kirche wurde 1712 als Stadtkirche eingeweiht und bildet den Abschluss der Stadt- und Schlossanlage. Die Inneneinrichtung des mächtigen Zentralbaus ist weitgehend im Stil der Erbauerzeit erhalten geblieben. Restaurierungen waren allerdings immer wieder notwendig. Die letzte Renovierung von 1991 bis 1995 war sehr umfassend und kostete rund 4 Mio. DM.  

Das Fürstliche Witwenhaus in Oranienbaum

Die Not der Witwen in den vergangenen Jahrhunderten war groß. Henriette Catharina Fürstin von Anhalt stiftete am 11. November 1699 eine größere Summe für ein "Wittwen Hauß",das zwölf frommen und gottesfürchtigen Witwen einen Ruhesitz schenken sollte.

Es herrschte eine strenge Hausordnung: Aufgenommen wurden zunächst nur Witwen reformierter Religion, mindestens 50 Jahre alt, vorzugsweise Frauen fürstlicher Bediensteter. Bei Eintritt ins Haus mussten sie 50 Taler als Kapital mitbringen. Ihr Nachlass fiel an das Witwenhaus. Wer sich zankte, dem wurde die Nahrung entzogen. Gebetet wurde zweimal täglich und im Umgang mit Feuer hatte Sorgfalt zu walten. Die Aufnahmegesuche der Frauen sind Zeugnis der bedrängten Lage, in der frau sich befand, wenn sie im Alter arbeitsunfähig geworden keinen Ernährer fand. Die glücklich aufgenommenen Frauen im Witwenhaus lebten in einer kleinen Kammer, die nicht einmal Platz für einen Schrank bot, und nutzen gemeinsam Kochstelle und Betstube.

In der Nazizeit wurden die Stiftungsstatuten arisiert. Nach dem 2.Weltkrieg wurde die Satzung erneut geändert, nun fanden in erster Linie Flüchtlinge hier ein neues Zuhause. 1951 verstarb die letzte Stiftungswitwe. Später wurde das Haus Volkseigentum.

Heute ist von der mildtätigen Stiftung der Fürstin nichts mehr übrig geblieben. Von dem ohnehin sehr sparsamen Inventar ist nur eine kleine Glocke aus dem Jahr 1831 erhalten. Das Gebäude wurde 1997 verkauft. Der neue, private Besitzer modernisierte und ließ fünf Wohnungen errichten.  

Wörlitz - Kleinstadt in Sachen-Anhalt mit barocker Vergangenheit

Einen Nachmittag kann man mit einem Spaziergang durch die kleine Stadt Wörlitz gut verbringen. Das Auto parkt man für ein geringes Entgelt vor dem Stadttor und macht sich zu Fuß auf - die Wege sind nicht weit. Hier und dort gibt es eine Möglichkeit in einem Lokal eine Rast einzulegen.

Der Ortskern ist an vielen Stellen gut erhalten geblieben, Neubauten und Fassadenarbeiten durchbrechen zuweilen den ansonsten idyllischen Eindruck. Außer dem Schloss kann man die Petri-Kirche besuchen. Den Kirchturm, schon von weitem sichtbar und wegen seiner Architektur faszinierend, sollte man unbedingt ersteigen.
Die Synagoge, auf dem Stadtplan ausgewiesen, ist nur bedingt sehenswert: Lediglich das Äußere ist erhalten geblieben, das pavillonartige Gebäude steht leer ohne jedes Mobiliar. Lohnenswert ist eine Ruderpartie über die Gewässer um Wörlitz. Gleich am Stadteingang, hinter den linksseitigen Häusern, befindet sich die Bootsanlegestelle. Von dort beginnt auch ein netter Rundgang am Wasser entlang durch die Parkanlage, der auch zu der Synagoge führt. Unterwegs trifft man auf ungewöhnliche Enten und schwarze Schwäne.  

Wörlitz Palmenhaus
 

Mit der Gierfähre über die Elbe

Von Coswig kann man mit einer so genannten Gierfähre in fünf Minuten über die Elbe nach Wörlitz übersetzen.

Bereits seit Jahrhunderten gab es an dieser Stelle eine Kahnfähre, die wegen der starken Strömung nur mit großem Kraftaufwand der Fährleute betrieben werden konnte. Pfingsten 1864 wurde eine Gierfähre in Betrieb genommen, die die Übersetzzeit von 40 Minuten auf fünf Minuten reduzierte. Die Fähre ist mit je einem Ende an Bug und Heck mit einem 250 Meter langen Drahtseil verankert. Wird durch eine Seilwinde die Länge der Enden zu einander verändert, so verändert sich auch der Anstellwinkel der Fähre zur Strömung. Der Druck des Wassers auf die schräggestellte Breitseite drängt das Fährschiff zum anderen Ufer.
Die 31 Meter lange und acht Meter breite Fähre kann mit 16 Tonnen belastet werden: Platz genug für Fahrräder, Fußgänger und mindestens acht PKWs.

 
Fahrzeiten:
Montag bis Donnerstag 7 - 20 Uhr
Freitag 7 - 22 Uhr
Sa, So + Feiertag 8 - 22 Uhr
 

 
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